Digitalisierung nein danke. Oder vielleicht doch?!

Wir haben Freunde auf Facebook, verabreden uns per whatApp und können via Skype von Angesicht zu Angesicht mit Menschen sprechen, die viele hunderte Kilometer entfernt sind. Das alles sind Auswirkungen der Digitalisierung. Ein Schwerpunkt, der auch mich beschäftigt.

Nachdem ich in der Wirtschaftszeitschrift brand eins auf einen tollen Artikel über das Thema Digitalisierung gestoßen bin, habe ich mir eine Frage gestellt: Wie sieht es eigentlich mit meiner Digitalisierung aus?

Meine erste spontane Antwort war ernüchternd: schlecht. Schließlich bin ich gar kein Freund der digitalen Welt, obwohl ich mich ihr in gewisser Weise auch unterordne. Doch dazu später mehr.

Dass ich die digitale Welt weitestgehend meide, zeigt sich auch und insbesondere in meinem Berufsleben: Gegen das Coaching über Skype wehre ich mich beispielsweise schon seit einigen Jahren vehement, obwohl meine Kollegen mir diesen Weg empfehlen und ihn selbst ausgiebig nutzen: Die Studentenberatung läuft fast ausschließlich über Skype, Unternehmen führen Vorstellungsgespräche über diesen Instant-Messaging-Dienst und auch Meetings werde schon seit Langem per Videokonferenz geführt.

Alles Entwicklungen unserer Zeit? Nein. Dass wir in bestimmten Fällen andere Kanäle nutzen und diese dort angemessener sind als die herkömmliche Face-to-face-Situation, zeigt sich anhand verschiedener Beispiele: Die klassische Seelsorge und die Elternberatung des Kinderschutzbundes funktionieren schon seit eh und je telefonisch und nicht vis-à-vis. Das gewährt Anonymität. Und besonders in diesen Fällen kann ich es gut verstehen und nachvollziehen, dass das Telefon hier das richtige Medium ist.

Persönliches Gespräch schafft Atmosphäre

Doch ist das auch der Fall, wenn es darum geht, gut und langfristig, kooperativ und konstruktiv zusammen zu arbeiten? Aus meiner Sicht ist das schwierig. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Atmosphäre auf diese Weise so dicht sein kann wie bei einem persönlichen Gespräch unter vier Augen. So intensiv wie in einem Raum, in dem ich jede Körperbewegung meines Gegenübers sehe, jede Mimik sofort wahrnehme und auch besonders auf den Klang der Stimme und die Betonung achte. Alles Punkte, die für ein gutes Coaching unerlässlich sind. Klar, die Stimme und die Betonung werden mir auch per Skype übermittelt. Und trotzdem bleibt bei mir eine große Skepsis.

Dennoch: In gewisser Weise ist die Digitalisierung auch bei mir angekommen. Ich habe ein Facebook-Profil, poste beruflich und privat und habe natürlich auch eine Homepage.

Und wenn ich recht darüber nachdenke, komme ich zu dem Ergebnis, dass ich auch den Nachrichtendienst whatsApp nicht nur privat, sondern in besonderen Fällen sogar in der Vorbereitung für Vorstellungsgespräche nutze.

Vorteile der Digitalisierung nutzen

Und das ist sogar ganz praktisch und hilfreich: Denn man kann über whatsApp auch Sprachnachrichten verschicken. Eine Funktion, die ich besonders gerne nutze, wenn ich Jobsuchende, die dazu neigen, viel zu viel zu reden und bei ihren Antworten viel zu lang ausholen, auf Vorstellungsgespräche vorbereite. In solchen Fällen kann ich die Antworten dieser Bewerber ganz einfach zeitlich begrenzen, indem ich eine Frage, die im Vorstellungsgespräch vorkommt, per Sprachnachricht an sie versende und ihnen die Aufgabe stelle, die Frage innerhalb von drei Minuten zu beantworten. Und ich kann mir sicher sein: Die Stoppuhr, die mitläuft, ist unbestechlich. Hier hilft sie mir und den Bewerbers also, diese schöne neue Welt.

Mein Fazit fällt darum auch etwas anders aus als zunächst gedacht: Längst ist unsere Welt digital geworden. Und selbst, wenn uns diese Welt noch ein wenig fremd ist und wir sie nicht immer ganz verstehen: Entziehen können wir uns ihr nicht. Und das ist auch gut so. Denn die Digitalisierung bietet uns Vorteile. Wir müssen nur individuell entscheiden, inwiefern wir diese nutzen möchten und können.

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