Wenn die Führungskraft nicht führt
Geschrieben von Gudrun Welter amAusgangssituationen habe ich viele kennengelernt.
- In einer Organisation wurde ein Vorgesetzter sozusagen im Geheimen installiert. Er wurde zum Teamleiter ernannt, ohne dass das Team davon in Kenntnis gesetzt wurde.
- Der Vorgesetzte ist nicht in der Lage zu führen, weil er selten vor Ort und selten erreichbar ist.
- Es wurde ein Interimsleitung eingesetzt, die weder von der Materie, den täglichen Aufgaben noch von Führung eine Ahnung hatte und auch nicht darauf vorbereitet wurde.
- Der Arzt in einer Praxis weigerte sich einfach zu führen, wahrscheinlich eher unbewusst als bewusst.
- Das Team ist zu groß, als dass ein Vorgesetzter alle Mitarbeiter im Blick haben kann.
- , usw., usw.
Die Folgen sind immer identisch.
- Das Team erreicht seine Ziele nicht.
- Machtkämpfe werden offen oder verdeckt ausgetragen.
- Die Macht des Führers wird geschwächt oder er wird hintergangen.
- Es gibt Streitigkeiten im Team um Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortungen, bis hin zur Stilllegung der Arbeit.
- Auch das Image wird beschädigt, denn Kunden fühlen sich unwohl, manchmal ohne genau sagen zu können, was das Unwohlsein auslöst.
Wäre die Abschaffung der Hierarchie nicht adäquat in Zeiten, in denen sich selbst organisierende Organisation der letzte Schrei sind?
Das klingt zunächst sehr gut, funktioniert wahrscheinlich auch gut in kleinen Unternehmen, tatsächlich aber entsteht eine informelle Hierarchie. Die Macht liegt in den Händen derjenigen, die schon lange dabei sind und den Laden sehr genau kennen. Nur die Struktur erleichtert das Leben und vereinfacht Herangehensweisen. Jeffrey Pfeffer von der Graduate School of Business der Universität Stanford schreibt: „Hierarchie ist ein grundlegendes Prinzip aller organisatorischen Systeme.“ Und damit hat er recht. Nichts spricht dagegen, dass Verantwortung delegiert wird, und davon bin ich ein großer Freund. Es muss nicht der Arzt die Verantwortung für den Empfang übernehmen, das kann die Arzthelferin tun, aber sie muss dafür ermächtigt und vorbereitet werden. Sie ist nah am Patienten, kennt im Zweifelsfalle eher Familiengeschichten und ist sehr wohl in der Lage, den Empfang zu händeln. Genauso wie bei Drogeriemärkten es üblich ist, die Sortimentsauswahl dem Marktleiter zu übergeben, denn der weiß am besten, was seine Kunden kaufen und auch vermissen. Wichtig ist es, dass Mitarbeiter ermächtigt werden, die Verantwortung und die Führung zu übernehmen.
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