Zeugnissprache, damals und heute
Geschrieben von Gudrun Welter amZeugnis der Köchin Charlotte Hoyer
ausgestellt von Johann Wolfgang von Goethe:
Charlotte Hoyer hat zwei Jahre in meinem Hause gedient. Für eine Köchin kann sie gelten, und ist zu Zeiten folgsam, höflich, sogar einschmeichelnd. Allein durch die Ungleichheit ihres Betragens hat sie sich zuletzt ganz unerträglich gemacht. Gewöhnlich beliebt es ihr nur nach eigenem Willen zu handeln und zu kochen; sie zeigt sich widerspenstig, zudringlich, grob, und sucht diejenigen, die ihr zu befehlen haben, auf alle Weise zu ermüden. Unruhig und tückisch verhetzt sie ihre Mitdienenden und macht ihnen, wenn sie nicht mit ihr halten, das Leben sauer. Unter andern verwandten Untugenden hat sie noch die, dass sie an den Thüren horcht.
Ins heutige Zeugnisdeutsch übersetzt könnte es in etwa so aussehen:
Frau Charlotte Hoyer war zwei Jahre in meinem Haus als Köchin tätig und erledigte ihre Arbeit zu Beginn ihrer Anstellung zu meiner Zufriedenheit.
Sie arbeitete nach eigener Planung. Sie war jederzeit in der Lage ihre eigenen Vorstellungen in der Küche anzubringen und umzusetzen. Erwähnenswert ist ihre Durchsetzungsfähigkeit. Sie arbeitete sicher und selbständig. Sie schätzte auch den Austausch im Team und konnte jederzeit Kollegen mit Nachdruck von ihrer Meinung überzeugen. Frau Honer zeigte sich aufgeschlossen gegenüber neuen Informationen und war immer über alle internen Neuerungen informiert. Bedauerlicherweise sehe ich mich gezwungen das Arbeitsverhältnis zum 08.03. zu beenden.
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